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Nur die Bank sorgt für den Durchblick

SCHLÜCHTERN/JOSSGRUND

„Ich setze mich hier hin und alles ist perfekt“, Georg Dederich, Schreinermeister und Werkstattleiter des Naturparks Hessischer Spessart, ist zufrieden, dass das Ziel seiner Arbeit erreicht ist. Gemeinsam mit Wegemanagerin Ramona Brix und Elias Runkel, der gerade sein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvierte, stellte er kürzlich am Premiumwanderweg „Spessartbogen“ bei Hohenzell in der Nähe von Schlüchtern eine Sitzbank auf.

Das wäre eigentlich nichts Besonderes. Doch dort am Ende des 90 Kilometer langen Fernwanderweges würde normalerweise gar keine Bank stehen, wäre da nicht das neue Waldkunstprojekt des Künstlers und Bildhauers Faxe M. Müller aus Jossgrund.

In der Regel fahren die Mitarbeiter der Holzwerkstatt mit dem Pritschenwagen an die Standorte, an denen sie ihre Produkte errichten. Doch der zertifizierte Premiumwanderweg ist abwechslungsreich und führt nicht nur über breite Forststraßen, sondern auch über schmale Wege und Pfade, die mit einem Fahrzeug nicht passierbar sind. So mussten die Naturpark-Mitarbeiter ihr Material und ihr Werkzeug mit dem Schubkarren an den gewünschten Standort mitten im Wald transportieren. „Wir sind uns vorgekommen wie Zugpferde“, erklärt Ramona Brix schmunzelnd. Der lang anhaltende Regen in den Vortagen hatte die Erde ziemlich aufgeweicht. So ging es ein gutes Stück durch Matsch und Schlamm, was die Arbeiten noch erschwerte.

Doch die Bank mit der eingravierten Schrift „Blickpunkt“ muss an einem bestimmten Platz stehen und der Rastsuchende muss sich an einem definierten Punkt positionieren. Faxe Müller hat da seine genauen Vorstellungen. Es ist inzwischen sein drittes Kunstprojekt, das der Naturpark mitträgt. Mit Unterstützung durch Sohn Jakob hat der Künstler und Kulturpreisträger bei seiner aktuellen Arbeit mit roter und weißer Kalkfarbe rätselhaft scheinende Zeichen an Bäume gemalt.

Betrachtet man das Objekt aus einem bestimmten Blickpunkt, so fügen sich diese Zeichen zu mathematischen Formeln zusammen. „Die Idee ist vor Jahren beim Wandern entstanden“, erklärt Müller. Dabei seien ihm farbige Zeichen am Wegrand aufgefallen. Manche habe er sofort als Wandermarkierungen erkannt. Andere hingegen seien Hinweise für Forstleute und hätten ihm zunächst Rätsel aufgegeben. Nach den bisherigen Kunstprojekten „Wabernde Welle“ bei Oberrodenbach und „WaldverWortung“ zwischen Bad Orb und Biebergemünd-Kassel war das Waldstück bei Hohenzell als geeigneter Standort für ein weiteres Projekt favorisiert worden. Fritz Dänner, Geschäftsführer des Naturparks Hessischer Spessart, stellte die Kontakte zu den Personen her, die den Wald bewirtschaften.

Erneut handelt es sich um temporäre Baumbemalungen. „Witterungseinflüsse verändern mit der Zeit das Kunstwerk und machen die Vergänglichkeit sichtbar“, erklärt Müller. Die Umsetzung erforderte eine intensive Vorbereitung. Der Künstler ist fast den ganzen Weg abgegangen und hat zunächst die Baumgruppen fotografiert, bevor er seine Idee umsetzte.

 

Das Konzept und die Wirkung auf den Betrachter sind genau durchdacht. Dass die zunächst sinnlos wirkenden Punkte, Streifen und Muster die vorbeigehenden Menschen verwirren und ins Grübeln bringen, ist beabsichtigt. Um die verblüffende

Wirkung zu verstärken, achtet der Künstler auf die kleinsten Details „Wenn eine durchgehende Linie zu sehen sein soll“, erklärt Müller, „muss ich die Tiefe der Baumstämme beachten“.

„Wegzeichenformel“, nennt er das neue Waldkunstprojekt, das ein HR-Team im Rahmen von Dreharbeiten über den Hessischen Spessart und insbesondere über Jossgrund für die Sendereihe „Erlebnis Hessen“ ein Stück weit begleitet hat. Sendetermin ist voraussichtlich 7. November dieses Jahres.

Der Beitrag stellt Menschen vor, die sich für ihre Region engagieren, ihre Dörfer neu beleben und somit einer weiteren Abwanderung entgegentreten. Dabei warfen sie auch einen Blick in die Holzwerkstatt des Naturparks im Schafhof in Burgjoß, wo die Sitzgruppen produziert werden.

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Veröffentlichung

Sa, 26. August 2017

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